Michael Part and Constanze Schweiger, "Ohne Titel (Batiksocken von Constanze für Michael)", 2015. Part of the exhibition "Mercuri et al." by Michael Part, 21er Haus, Vienna, 2015. Photo: Stefan Lux |
Anmut hat Gelingen.
Beim Hantieren mit Abzügen und einem selbst hergestellten Entwickler steigt der Künstler in seine Badewanne. Dabei hat er die Zigarette am Beckenrand abgelegt und das Unterhemd rutscht ihm aus der Hose. Es spritzt; das Weiche kommt und formt das Feste. An den Füßen trägt er einfarbig glattgestrickte Baumwollstrümpfe, die er vorm Schlafengehen neben sein Bett legt. Am nächsten Morgen ist alles wieder trocken und seine Socken sind voller Flecken. Auf Dunkelgrau mischen sich Marmorierungen und Tupfen, die zwischen Altrosa und Lavendelblau changieren. Er stellt fest, dass Natriumdithionit in wässriger Lösung eine textilbleichende Wirkung entwickelt, die auf seinen Strümpfen Markierungen hinterlässt. Sprenkel, Schlieren, Kleckse ergeben Verzierungen, die nicht durch Zugabe sondern Wegnahme entstanden sind. Die moderne Socke entzieht sich dem Ornamentiert-Werden. Hier repräsentieren anmutige Spuren eine Geschichte zur Arbeit, die der Künstler in dem Abschnitt eines Tages verrichtet, in dem es draußen dunkel ist und andere schlafen. Verwertetes Material und Zeit, die Kapitalien des Arbeiters, sind nicht verloren gegangen. Ohne Absicht wurde die Gestaltung dem Zufall überlassen. So findet ein Ornament seinen Zusammenhang mit dem Menschen und der Weltordnung. Dem Publikum gefällt das, was der Künstler produziert hat. Die Bedingung aber, dass das Werk getragen werden soll, mag es nicht annehmen. Also steigt das Feste empor und formt das Weiche; die Batiksocken werden gerahmt. Von jetzt an kann sich der Künstler wieder auf andere Dinge konzentrieren.