7/03/2020

1981, revised again

Georg Petermichl, 2019. The photo shows Michael Part holding the ColorChecker in front of Dye 12 by Constanze Schweiger

Zurück am Computer schaue ich auf eine Komposition aus vier geometrischen Körpern in separierten Farben, die ein schematisches Profil auf dem Kopf einer Figur aufstellen. Im Bildausschnitt sind Grün, Schwarz, Gelb, Magenta vor eine braune Fläche platziert. So weich wie diese Fläche mit einem Spot angeleuchtet wird, erscheinen die vielen multiplen Farbwerte, in die man das Braun auffächern kann, zu den Grundfarben vor ihr vergleichbar bunt. Vor mir greifen verschiedene Hände in weißen Trikothandschuhen nach den Spitzen der Komposition. Sie treten ins Bild, eine nach der anderen, fassen, ziehen, trennen. Ich verfolge die Bewegungen der Hände und muss dabei an Zeichentrickfiguren denken, Dienende, Paradeuniformen, Feinmontage und an Lotsen, wenn sie auf etwas zeigen, bevor sie uns vorbeiwinken. Schere schneidet Montage. Stück für Stück werden die mobilen Elemente aus dem Bild geholt: erst die lange grüne Nase, das Mundstück, die nach unten gerichtete Kinnspitze und als letztes heben die Hände den nach oben gestreckten schwarzen vierseitigen Pyramidenhut an. Aus der Zusammenstellung tritt ein anderer Umriss hervor, der vertraut wirkt, an den Seiten geschwungen, oben eine plane Ebene. Die neue Figur öffnet die Augen und wendet sich aus dem Profil. Sie singt „strange,“ dieses Gesicht hätte sie schon mal gesehen, so blickt sie direkt durch die Bildfläche uns an. Korrespondierend mit dem Hintergrund, setzt sich ihr Antlitz aus warmen Tertiärfarben und Purpur zusammen. Vergleichbar mit einer Fassade aus Metall, die in mehr oder weniger mattierte und gestrichene Abschnitte aufgeteilt ist, wird das Licht im Raum unterschiedlich wiedergegeben. Ihr Mund ist einfach rot, mit einer geschwungenen Linie umrahmt. In der Umgebung mischen sich Abstufungen zwischen Reflexpartikeln, bunten Schatten und absorbierenden Stoffen aufgetragen über Glanz. Die Figur lässt den Blick schweifen und richtet ihn zurück auf die, die sie betrachten, während die vertikalen Flächen im Hintergrund und in ihrem Gesicht das gestreute Licht spiegeln. Alles was lebt scheint, alles was künstlich ist glänzt. Aus mehreren Schritten Entfernung öffnet sich die Szene weiter im Ausschnitt und immer weiter. Der Raum ist ein Garten, in dem steht die Figur auf einer elektrisch beleuchteten Bühne, sie trägt schwarze Handschuhe und hat das Spielbein auf ein Podest gesetzt, dabei fällt ihr Schatten von rechts nach hinten auf das im Scheinwerferlicht changierende Studiopapier. Hinter der Bühne tauchen aufgereiht über dem Papier wieder weiße Handschuhe auf. Die Claqueure greifen über die Kulisse und aus den Hecken, sie klatschen und winken mit den weißen Handschuhhänden. Gelblichrosabraun, Blattgrün und Schatten nebeneinander. Mit der Bewegung der Kamera weg von der Figur, taucht die Grenze der Gartenanlage in den Bildraum. Alles sitzt auf einem Dach, begrenzt von einer Balustrade. Der Stil der Körper reproduziert sich im Setting, nachts in einem bepflanzten Bereich über einer Stadt mit Menschen und Maschinen, die Geräusche machen. Ein kleines Publikum, Pyramidenhüte, Tetraedernasen, Hände in Handschuhen, alle stehen verstreut zwischen den geschnittenen Buchsbäumen auf dem Dach und klatschen.