Hinter mir ein Atelierbesuch bei Benjamin im Wiener Prater. I've seen that face before. Vor mir greifen weiße Handschuhe minutiös nach einer Spitze. Briefmarkensammler, Kunsthändler, Zirkusdirektor oder Mickey Mouse. Die Schere schneidet die Montage. Eins nach dem anderen wird so aus dem Bild entfernt: grüne Pyramiden-Nase, heißrosa Mundstück, gelbes Kinn und ein schwarzer Hut in der Form eines hochgezogenen Tetraeders. Darunter kommt der Flattop zum Vorschein, ihr Kennzeichen. Sie wendet sich der Kamera zu und singt. Spiegelnde Lippen, tiefrot, mit goldener Umrahmung. Brauner Teint auf braunem Grund. Make-up, Lidschatten, Rouge flanken das Gesicht in eine düstere Tönung, dabei schimmert die Stirn der biologischen Architektur metallisch. Alles was lebt glitzert, alles was künstlich ist glänzt. Die Szene erschließt sich: In der Art posiert hier eine Après-Bauhaus-Erscheinung, das Spielbein aufs Podest gesetzt. Darüber unsichtbare Claqueure mit wieder weißen Handschuhen entlang der abschließenden Kante einer kakaofarbenen Kulisse. Die Aufführung ist in eine französische Gartenanlage platziert; mathematisch-regelmäßiger Stil reproduziert sich im hochurbanen Setting. Ein ausgewähltes Publikum applaudiert der postmodernen Aneignung und dazwischen stehen weitere Pyramidenhüte und Weiß-Handschuhe hinter den geometrisch getrimmten Hecken.
Benjamin Hirte Untitled (inverse) 2011 |