8/28/2012

Drei Beispiele ohne Titel

Was bringt ein Set an 88 gemalten Farbkarten, eine web-basierte Werbekampagne und eine klassische Wanduhr zusammen in eine Ausstellung?
Drei Beispiele ohne Titel erscheinen hier exemplarisch für einen Kosmos an möglichen Überlegungen zu Malerei und kultureller Praxis. Sie verweisen auf Eintragungen auf einem blog, sind Versatzstücke einer Existenz. Sie repräsentieren Formen von Kontinuität; den Lauf der Zeit, ein wachsendes Spektrum an Farben, kulturelle Praxis. Sie zeigen die Konsequenz von Gestaltungsentscheidungen, gleichzeitig zeitlos und in der Zeit verortbar zu sein.
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Painted color charts, a real-time web-based social media campagne, and a classic wall clock, what brings the three together?  
Drei Beispiele ohne Titel (three examples, untitled) appear here exemplarily for a cosmos of potential thoughts on painting and cultural practice. They relate to entries on a blog, make up set pieces of an existence. They represent forms of continuity and scale; the lapse of time, an evolving color spectrum, a cultural practice. They show the qualities of design decisions, both timeless and representative of a certain periode in time.

For Performative Screenings # 12 Drei Beispiele ohne Titel
Friday September 7 2012 starting at 7 pm
school, Grüngasse 22, 1050 Vienna

1961 Max Bill

Ein funkgesteuerter Zeitmesser mit abstrakt bildhafter Qualität. Glas, Zeiger und Rahmenvorderseite sammeln Lichtreflexe auf einem prägnanten Gegenstand, der sich eigentlich abwesend verhält. Alle 20 Sekunden springt kaum hörbar der Minutenzeiger einen Schritt weiter in der Reihe betont langer, feiner Linien. Spiegel, screen, strenge, subtile Zeichnung. Von der Seite gesehen verschwindet dieses Bild in seinem Rahmen, einer matt-polierten Scheibe aus Aluminium.
     Dokument der Ideen eines Künstlers zu einem Alltagsobjekt, eine zeitlose Abstraktion, schick, prägnant und unauffällig zugleich. Ausgehend vom eigenen ästhetischen Maßstab, von der Zeichnung seiner Idealuhr, entwirft Max Bill 1961 für Junghans "demokratische" Uhren: ebenso gut in Form wie im Preis. Dahinter liegt die Absicht, das Wohlbefinden des Menschen zu verbessern, Ordnung und Harmonie in eine Welt zu bringen, die von Chaos, Zerstörung und Krieg geprägt ist.
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A radio-controlled timekeeper with abstract pictorial qualities. Glass, hands and frame front catch the light reflections on a distinctive object, which somehow behaves quite absently. 
Every 20th second the minute hand leaps one step further in a series of long, capillary lines. Mirror, screen or subtle drawing. Seen from the side this picture disappears into its framework, a matt-polished aluminum disc.
     Document of the artist's thoughts on one everyday object, timeless abstraction, swish, specific and unobtrusive at the same time. Departing from his own aesthetic standard, from the drawing of his ideal clock, Max Bill designs 1961 "democratic" timepieces for Junghans: equally good in form and cost. The design is driven by his intention to improve human well-being, to bring order and harmony to a world which is coined by chaos, destruction and war.




2007 Uniqlock

Uniqlock ist eine Fusion aus digitaler Uhr, zufällig geloopten Tanzszenen und Musiksamples - eine web-basierte Werbekampagne der japanischen Freizeitmodekette Uniqlo, mit dem Ziel "frische, relevante, ortsbewegliche" Erfahrungen mit Zielgruppen überall auf der Welt teilen zu können.

Die Tänzerinnen tragen Uniqlo-Modelle vergangener Saisonen in klaren, pastelligen oder klassisch gedämpften Farben. Sie bewegen sich vermeintlich zeitgleich in verschiedenen modernen Architekturen, öffentlichen und häuslichen Situationen. Präzise, symmetrisch oder parallel, eine geometrische Welt dem Alltag entrückt. Mal hier einzeln, mal da in der Gruppe, eine Detailaufnahme, eine grosse Aufnahme, eine Gruppe huscht durch's Bild. Fast so, als könnten wir sie atmen sehen. Nachts verlangsamt sich das Tempo, das Licht wirkt gedämpft, die eine oder der andere schlafen vielleicht. Unablässig, zufällig mischen sich die Samples von Musik und Tanzszenen weiter und bilden immer wieder neue, scheinbar endlose Abläufe. Nicht wiederholbar, aber immer vertraulicher.
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Uniqlock is a web-based media campaign of the Japanese fashion company Uniqlo; a randomly looped fusion of dance video routines, time signal music and a clock utility. Dancers move to music, dressed in matching colors, allegedly on various locations at the same time. It looks as we could watch them breath.

Peppermint, Cheerleader oder Schlechtes Gewissen (88 Color Charts Movie)

Still out of "Peppermint, Cheerleader oder Schlechtes Gewissen", 2012
Peppermint, Cheerleader oder Schlechtes Gewissen ist eine fotografisch dokumentierte Sammlung von  88 über ein Jahr gemalten Farbkarten. Dazu wurden die Farbkarten nach ihren tertiären Farbbeziehungen organisiert: Von Grün nach Rot und weiter in einer Reihe. Eine Farbe aus vielen gemischt, neben einer anderen entfalten sich ihre Eigenschaften. Zu jeder Nuance findet sich ein Anhaltspunkt: Gold, Violett, Blond oder Olive aus Cadmiumrot und Grün wie Peppermint, Cheerleader oder Schlechtes Gewissen.
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Peppermint, Cheerleader oder Schlechtes Gewissen is a documented collection of 88 color charts painted over the course of a year. For that the color charts were organized by their tertiary color relationships: from green to red and further in a row. One color is mixed out of many while placed next to another one, it unfolds its character. For every nuance there is a clue: gold, violett, blond or olive formed with cadmium selenide and green like peppermint green, cheerleader green or the color of bad conscience.